Sortenwahl

Zur Sorten- und Baumwahl im Obstbau

Das Obstsortenspektrum ist einem stetigen Wandel ausgesetzt. Besonders bei der Züchtung widerstandsfähiger, ertragreicher und geschmacklich guter Sorten waren die Züchter erfolgreich und haben in den letzten Jahren einige interessante Neuheiten herausgebracht, die von verschiedenen Versuchsanstalten ausgiebig geprüft wurden. Im Haus- und Kleingarten wie auch im Hobbyobstbau sollten resistente oder robuste und standortgerechte Obstbäume und Beerensträucher bevorzugt werden, um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln möglichst gering zu halten. Eine Übersicht über empfehlenswerte Obstsorten gibt es bei der Obstbauberatung der Stadt Stuttgart unter www.stuttgart.de/obstbauberatung („Informationen der Obstbauberatung“ und dann unter „Publi-kationen“). Hier nur eine kurze Zusammenstellung, nach Reifezeit:

Apfel: Rubinola, Topaz, Mars, Florina.
Birne: Clapps, Conferece, Novembra.
Zwetsche: Katinka, Cacaks Schöne,
Cacaks Fruchtbare.
Kirschen: Burlat, Giorgia, Kordia, Regina.
Sauerkirschen: Jade, Achat, Coralin.
Pfirsiche: Bianca, Benedicte.
Aprikosen: Orangered, Hargrand, Bergeron

Die Boden- und Standortansprüche der einzelnen Obstgehölze sind ähnlich: es sollte ein lockerer, humoser und gut durchlüfteter Boden mit guter Wasserführung sein.

Verdichtungen sollten vor der Pflanzung beseitigt werden, um Staunässe zu vermeiden. Bodenverbessernde Maßnahmen mit Kompost sind immer gut. Die Lage sollte luftig und sonnig sein. Beerensträucher vertragen auch Halbschatten, sollten aber nicht direkt unter Bäume gepflanzt werden, 12 da sonst die Wurzelkonkurrenz zu groß ist und die Beerensträucher dann verkümmern.

Auch spielt die Unterlage (quasi die Wurzel, auf die der Obstbaum veredelt wurde) eine nicht unerhebliche Rolle, denn sie bestimmt schließlich die Wuchsstärke des Baumes. Die falsche Unterlage am falschen Ort sorgt nur für Verdruss und der Baum verspricht kein Erfolgserlebnis zu werden. So empfiehlt sich z.B. bei einem Apfelbaum für einen kleinen Gärten die Unterlage M9: Der Baum wächst schwach, hat selbst in ausgewachsenem Zustand einen Platzbedarf von nur ca. 2m² und bringt – bei guter Pflege – schnellen und regelmäßigen Ertrag. Ein Halb- oder Hochstamm auf einer Sämlingsunterlage hingegen hat einen Standraumbedarf von mind. 60m² und ist somit nur für die Streuobstwiese geeignet.

Zwischen diesen beiden „Extremen“ gibt es noch viele andere Unterlagen wie z.B. M26, M4 oder A2, passend für jeden Verwendungszweck, die vorhandene Bodenart und die klimatischen Bedingungen. Das gleiche gilt auch für Birnen (schwach: Quitte C; mittel: Quitte A; stark: Sämling), Süßkirschen (schwach: Gisela 5; mittel: Maxma14; stark: Sämling) oder Zwetschgen (mittel: St. Julien A, Wangenheims; stark: GF 8/1, Sämlinge).

Deshalb sollte man seine Obstbäume auch in der Baumschule kaufen und nicht im Baumarkt oder beim Discounter. Diese sind oft von minderer Qualität, zudem noch von unbekannter Herkunft – auf jeden Fall ein Überraschungspaket, denn meist steht nicht einmal die Unterlage auf dem Etikett!

Wichtig ist bei der Pflanzung von Obstbäumen, dass die Veredelungsstelle mindestens eine Handbreit über dem Boden ist. Wird zu tief gepflanzt, zieht die Edelsorte innerhalb kurzer Zeit Wurzeln („frei machen“) und der Wuchscharakter der Unterlage geht vollständig verloren. Das Ergebnis ist ein extrem stark wachsender Baum, der nicht mehr zu bändigen ist und kaum mehr Ertrag bringt.

Kulturpflanzen brauchen aber ständige Pflege. Pflanzen und einfach wachsen lassen funktioniert leider nicht. Der erfolgreiche, sprich ertragreiche, Umgang mit Obstgehölzen erfordert ein gewisses Know-how, das man sich jedoch bei Schnittkursen der örtlichen Obstund Gartenbauvereine aneignen kann. Wenn es etwas intensiver werden soll, dann bietet die Obstbauberatung der Stadt Stuttgart im Laufe des Jahres mehrere „Spezialkurse“ (z.B. Pfirsichschnitt, Veredelung, Winterkurs) für Jedermann an.

Andreas Siegele