Der Frostspanner

Die Raupen des Frostspanners sind im Frühjahr 2015 mal wieder verstärkt aufgetreten, was dann zum Teil zu massiven Fraßschäden an vielen Laubgehölzen geführt hat. Bereits ab Mitte November, in den ersten kalten Nächten, ist eine enorme Flugaktivität der männlichen Falter zu verzeichnen. Später lassen sich dann an bereits angebrachten Leimringen auch viele Weibchen und rot-orange Eigelege finden. Dies lässt für das nächste Frühjahr auf einen starken Raupenbefall schließen. Um also einem bösen Erwachen im nächsten Frühling vorzubeugen einige Ratschläge:

Die Männchen der Frostspanner haben eine Flügelspannweite von rund 25 Millimetern

Anbringen von Leimringen:
Dies sollte ab Anfang November erfolgen. Da Kirschbäume bevorzugt werden, sind diese für Prognosen am besten geeignet. Der Leimring muss dicht und bündig am Stamm anliegen. Bei alten Bäumen die Borke vorher mit einem Baumkratzer glätten und Vertiefungen ebnen, um ein Durchschlüpfen der flugunfähigen Weibchen zu verhindern. Ist der Baum noch an einem Pfahl angebunden, auch hier einen Leimring anbringen. Auch muss der Leimring öfters kontrolliert werden und anhaftende Blätter oder Zweigstückchen entfernt werden, damit keine „Brücken“ entstehen können. Anfang Februar den Leimring abnehmen, beseitigen und mit einer Drahtbürste den Stamm reinigen (Gelege mit bis zu 100 Eiern können sich auch unter dem Leimring befinden).

Dann einen frischen Leimring anbringen, um ein Aufwandern der weiter unten schlüpfenden Raupen zu verhindern. Das Anbringen von Leimringen ist aber nur bei isoliert stehenden Bäumen sinnvoll. Stehen die Obstbäume am Waldrand oder in ungepflegten Beständen, so werden die jungen Räupchen vom Wind zugeweht und die Bäume sind trotz Leimring kahlgefressen. Der Raupenleim sollte auch nicht direkt auf den Stamm aufgetragen werden. Dies kann bei jungen Bäumen zu Rindenschäden führen und die Eigelege auf dem Leim lassen sich dann auch nicht beseitigen.

Die Raupen von Operophtera brumata sind aufgrund
ihrer grünlichen Färbung in den Blättern gut getarnt.

Direkte Bekämpfung:
Wichtig für eine sinnvolle Bekämpfung ist eine genaue Kontrolle. Ist der Baum erst einmal kahlgefressen, ist ein Einsatz von Pflanzenschutzmittel zwecklos. Bereits ab Mitte März muss der junge Austrieb auf feine Fraßspuren (kleine, braune Stellen mit Saftaustritt) hin überprüft werden. Denn je kleiner die Räupchen sind, umso besser ist der Bekämpfungserfolg. Bei den Pflanzenschutzmitteln gibt es biologische Mittel, wie Bacillus thuringensis-Präparate, Neem-Azal (Extrakt aus dem Neem-Baum) oder PyrethrumMittel. Auch chemische Mittel (z.B. Runner) sind erhältlich, die als Entwicklungshemmer auf die Raupen wirken. Dabei ist die Wirkung auf die jungen Räupchen am stärksten. Auch sollte eine Mindesttemperatur von ca. 15°C gegeben sein, denn bei niedrigeren Temperaturen sind die Raupen inaktiv und so wird der Wirkstoff beim Fressen nicht aufgenommen. Gerade bei starkem Zuflug und verzögertem Raupenschlupf muss die Bekämpfungsmaßnahme nach etwa 10-14 Tagen wiederholt werden. Dabei werden auch andere Schadraupen wie Großer Frostspanner, Knospenwickler oder Spinnerraupen miterfasst. Die Gebrauchsanweisungen und Indikationen auf den Packungen sowie die Anwendungsvorschriften sind unbedingt zu beachten! Ab Ende Mai verlassen die ausgewachsenen Raupen die Wirtspflanzen, um sich im Boden zu verpuppen. Der Falterschlupf beginnt dann wieder im November nach den ersten Frostnächten.

Nach Kahlfraß:
Ob die Bäume den Kahlfraß schadlos überstehen und erneut austreiben hängt von vielen Faktoren ab. Gesunden und wüchsigen Bäumen macht dies sicherlich weniger aus als alten und bereits geschwächten Bäumen. Dort kommt es als Folgeerscheinung meist zu vielen dürren Ästen und zu Befall mit ungleichem Holzbohrer (ein rindenbrütender Borkenkäfer). Dies führt dann schließlich zum vollständigen Absterben des Baumes. Durch den heißen und trockenen Sommer des letzten Jahres wurde dies ebenfalls noch verstärkt. Um den Wiederaustrieb zu unterstützen, wäre eine Düngergabe gleich nach dem Schaden sinnvoll. Der Blütenansatz für die Folgejahre ist jedenfalls schwächer, da ja die Bäume aus der Reserve nochmals austreiben müssen und dann die Vegetationsdauer nicht mehr ausreicht, um ausreichend Blütenknospen zu bilden.

Andreas Siegele, Obstbauberater der Stadt Stuttgart