Aprikosen – Tipps zu Anbau und Pflege

Die Aprikose ist sicherlich eine der wohlschmeckendsten, aber auch eine der empfindlichsten Früchte. Und auch der Baum stellt hohe Ansprüche an Klima, Boden und an die Pflege. Die Aprikose stammt, wie viele unserer Obstgehölze, aus Zentralasien und somit aus einem kontinentalen Klima (kalte Winter; warme, trockene Sommer). Was also der Aprikose zu schaffen macht, ist nicht unbedingt der Winterfrost, sondern unsere eher nasskalten Winter mit einem ständigen Auf und Ab der Temperaturen. Die Blüte ist eigentlich relativ frosthart und verträgt auch mal (trockene) -2°C, dafür sind die jungen Früchte bis etwa Erbsengröße sehr kälteempfindlich. Deshalb sollte ein geschützter Standort gewählt werden, idealerweise ohne Winter-sonne. Wird ein Aprikosenbaum auf eine Südseite und dann noch vor eine Hauswand gepflanzt, führt dies zu einem verfrühten Austrieb und ein anschließender Kälteeinbruch sorgt für Schäden an Blüten und Holz. Der Boden sollte humos und durchlässig sein, schwere und nasse Böden sind nicht geeignet. Die beste Pflanzzeit ist im Herbst, denn dann kann der Baum gleich neue Wurzeln bilden. Der eventuell nötige Pflanzschnitt wird aber erst im Frühjahr beim Austrieb gemacht. Der Jungbaum sollte wüchsig, gesund und ohne Beschädigung am Stamm sein. Optimal ist eine Zwetschgenunterlage und die Veredelungsstelle sollte gut verwachsen sein. Da der Jungbaum am Anfang kräftig wächst, ist ein ausreichender Standraum von etwa 8-10m² nötig.

Schnittmaßnahmen finden nur während der Vegetationsphase statt, ein Winterschnitt wie bei anderen Obstgehölzen ist bei der Aprikose tabu und führt ganz schnell zu Holzschäden und Baumausfällen. Die wichtigsten Maßnahmen sind Juni-Riss und Sommerschnitt nach der Ernte. Beim Juni-Riss (vor der Ernte) werden frühzeitig starke und vorzeitig verzweigte diesjährige Triebe ausgebrochen, um so die Belichtung zu verbessern und unnötig starken Wuchs zu bremsen. Beim Sommerschnitt (etwa Mitte August) wird abgetragenes Holz ausgeputzt bzw. auf junges Fruchtholz geschnitten. Ziel muss es sein, durch diese Maßnahmen die Blüten-knospen für die nächste Saison zu fördern und zu stärken. Nur so kann ein regelmäßiger Ertrag und gleichmäßiger Wuchs erreicht werden.

Ebenso wichtig ist eine konsequente Bekämpfung der Monilia-Krankheit, die im schlimmsten Fall zum Absterben des Baumes führen kann. Dazu sind Behandlungen während der Blüte, kurz vor oder gleich nach Regenfällen, mit zugelassenen Mitteln nötig. Befall ist sofort auszuschneiden, denn bei der Aprikose breitet sich der Pilz sehr schnell aus. Auch nach der Ernte und vor dem Austrieb sind Behandlungen mit einem Kupfermittel zur Bekämpfung von Holzpilzen (z.B. Valsa) oder Bakterienkrankheiten (z.B. Pseudomonas) unerlässlich. An tierischen Schaderregern treten Läuse und Frostspanner auf. Dem sonst so nützlichen Ohrenzwicker schmecken ebenfalls die reifen Früchte, er kann durch Fraßschäden (mit anschließender Fäulnis) erhebliche Ernteausfälle verursachen. Hier kann ein Leimring um den Stamm das Aufwandern der Insekten verhindern – den Insektenleim aber niemals direkt auf die Rinde auftragen (gibt Schäden!), Leimringpapier o.ä. benutzen!

Sorten: (von früh -Anfang Juli- nach spät -Mitte August-)

  • Orangered: sehr guter Geschmack, wüchsiger Baum, nicht selbstfruchtbar
  • Goldrich: etwas säuerlich, guter Geschmack, starker gesunder Wuchs, tlw. selbstfruchtbar.
  • Kioto: säuerlich, guter Geschmack, selbstfruchtbar, Scharka-anfällig
  • Hargrand: guter Geschmack, mittelstarker Wuchs, teilweise selbstfruchtbar
  • Bergeron: guter Geschmack, mittelstarker Wuchs, selbstfruchtbar, späte Blüte

Andreas Siegele
Obstbauberater, LHS Stuttgart